Management by Mut

16.1.2011

Stellen Sie sich einen Menschen vor, der wichtige kaufmännische Entscheidungen zu treffen hat und sagt: „Wir haben das noch nie so gemacht, wie wir das jetzt überlegen. Aber es könnte funktionieren. Es ist riskant. Wir finden es jetzt heraus. Wir tun es.“

Stellen Sie sich einen anderen Menschen vor, der wichtige kaufmännische Entscheidungen zu treffen hat und sagt: „Wir haben das noch nie so gemacht, wie wir das jetzt überlegen. Sicher, es könnte vielleicht funktionieren. Aber es ist riskant. Deshalb machen wir es genau so, wie wir es bisher gemacht haben. Wir sind auf der sicheren Seite.“

Wer von den beiden wird einmal mehr Exemplare seiner Autobiographie verkaufen? Mit wem von den beiden würden Sie lieber einen Kaffee trinken gehen? Und vor allem: Wer von den beiden führt mit größter Sicherheit das erfülltere Leben?

In wessen Unternehmen wollen Sie lieber arbeiten? Management by Mut oder Management by Angst? Wo, glauben Sie, ist für Sie der bessere Arbeitsplatz, wo werden Sie wahrgenommen, wo zählen Ihre Ideen, wo können Sie sich entwickeln?

Menschen in Führungspositionen sind mutige oder ängstliche Menschen, Erwachsene oder Kinder. Das sind sie beruflich genauso wie privat. Aber jemanden, der schon in seinem Privatleben das Risiko scheut wie der Teufel das Weihwasser, in eine berufliche Führungsposition zu setzen, ist eine todsichere Garantie für geschäftlichen Stillstand.

Dieser Mensch wird als Gelähmter seine Umgebung lähmen. Dieser Mensch wird keine einzige Entscheidung treffen, aus Angst, sie könnte ein Fehler sein.

Dass die Angst, Fehler zu begehen, zum einzigen unverzeihlichen Fehler überhaupt führt, nämlich, gar nichts zu tun; das wird dieser Mensch nicht verstehen. So lange jedenfalls, bis er gelernt hat, dass einen Fehler zu machen die einzige Möglichkeit ist, Dinge zu verbessern, Entwicklungen einzuleiten, Erfolge zu erzielen.

Ich rege für die Wirtschaftswissenschaften die Schaffung eines Lehrstuhls für Angewandten Mut im Management an. Ob angehende Führungskräfte lernen, mit allen Kräften den Status Quo zu konservieren (und es kostet alle Kräfte, glauben Sie mir. Wenn nicht, springen Sie einfach in einen reißenden Fluss und versuchen, auf der Stelle zu schwimmen) oder ob sie lernen, die ohnehin pausenlos stattfindende Veränderung mitzugestalten, kostet das selbe Geld.

Die Lehrstühle für Angewandte Angst im Management sind jedenfalls überreichlich besetzt.

Die Didaktik für die Entwicklung von Mut ist da. Sie ist im harmlosen Spitzenkleidchen von Incentives und Outdoortrainings heran gereift und wartet darauf, in geeigneten Labor-Settings eingesetzt zu werden. Es braucht eben in vielen Situationen jemanden, der neben einem steht und sagt „Spring“! So lange jedenfalls, bis man sich daran gewöhnt hat, sich diese Handlungsanleitung selbst zu geben. Bis man insgesamt ein sehr viel mutigerer Mensch geworden ist, der gelernt hat, mit Veränderung umzugehen, sich selbst und anderen zu vertrauen.

Je mehr solcher Menschen ein Unternehmen bevölkern, umso souveräner werden Entscheidungen getroffen, Innovationen gefördert, Erfolg erlebt.

Stefan Peters

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